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45 Maßnahmen für die Smart City Mönchengladbach

Die Smart-City-Strategie steht: Modellprojekt geht in die 2. Förderphase.

Der Rat hat in seiner aktuellen Sitzung am heutigen Tag (15. Juni) die von der Verwaltung erarbeitete Smart-City-Strategie und die damit zusammenhängenden Leitlinien zur Datensouveränität einstimmig beschlossen. Damit geht Mönchengladbachs Entwicklung zur Smart City in die nächste Runde. Bis 2027 wollen Stadt, mags und NEW AG insgesamt 45 Ideen für das Stadtleben der Zukunft umsetzen. Mönchengladbachs Teilnahme am Bundes-Förderwettbewerb „Modellprojekte Smart Cities“ geht damit im Herbst von der ersten in die zweite Phase; von der Strategieentwicklung in die Umsetzung.

Kommunen stehen vor vielfältigen Herausforderungen, etwa durch den digitalen Wandel, immer kürzer werdende Innovationszyklen und sich verändernde Anforderungen aus der Bürgerschaft. Als Modellkommune für die Smart City soll Mönchengladbach in den kommenden fünf Jahren Erfahrungen damit sammeln, wie mithilfe anonymisierter Daten und digitalen Technologien passgenaue und intelligente Lösungen gefunden werden können. „Smart City zu werden, bedeutet, dass wir als Kommune und unsere Partner datengestütztes Wissen nutzen – und zwar im besten Sinne. Also vollständig anonymisiert und mit dem Ziel, unseren Bürgerservice zu verbessern“, erklärt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Am Ende werden also smarte Ergebnisse mit konkretem Nutzen stehen. Im Rahmen des Modellprojekts wird es nun aber vor allem darum gehen, diesen Weg vorzubereiten. „Wir müssen lernen, die Stadt und ihre Menschen mithilfe von Daten besser zu verstehen“, sagt Heinrichs. Dafür werden im Rahmen der Projekte Strukturen der Zusammenarbeit aufgebaut, Erfahrungen mit der Datenerhebung gesammelt und Netzwerke etabliert, aus denen heraus smarte Lösungen unbürokratisch realisiert werden können. „Was vor uns liegt, ist ein Stück weit Aufbauarbeit – aber anhand von konkreten Projekten mit konkretem Nutzen“, so Heinrichs.

Ein „Querschnittsansatz“ mit vielen Schnittstellen 

Die insgesamt 45 Maßnahmen werden in der Smart-City-Strategie sechs Handlungsfeldern zugeordnet: Basistechnologien, Datensouveränität, Kollaboration, Mobilität, Umwelt sowie Digitale außerschulische Bildung und Teilhabe. Die Bandbreite zeigt, wie vielseitige Schnittstellen zu städtischer Entwicklung und zum Verwaltungshandeln insgesamt die Smart-City-Strategie aufweist. „Die Smart-City-Strategie steht nicht für sich, sondern stützt als Querschnittsansatz unsere städtische Gesamtstrategie”, betont Heinrichs. Entsprechend ist die Entwicklung der Smart-City-Strategie im engen Schulterschluss mit städtischen Gesellschaften und vielen anderen Akteuren der Stadtgesellschaft erfolgt, insbesondere mit der mags und der NEW AG.

Eng begleitet und aktiv gesteuert hat diesen Prozess Kira Tillmanns, Programmleiterin Smart City: „Anderthalb Jahre haben die Stadt, die mags und die NEW AG die Strategie in einem sehr lebendigen und interaktiven Prozess entwickelt. Dabei haben wir eng mit Kooperations- und Wissenspartnern aus unserer Stadt zusammengearbeitet, aber auch durch Bürgerinnen und Bürger wertvollen Input erhalten“, resümiert Tillmanns. Rund 11 Strategieworkshops wurden durchgeführt und mit dem SmartCity-Summit.Niederrhein 2021 eine Fachmesse mit 260 Akteuren aus Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft abgehalten. Einen  zweiten Auftakt zum interkommunalen Austausch auf dem SmartCity-Summit wird es am 23. November dieses Jahres geben. Mehrmals ging es auch auf „Ideenjagd“ mit den Bürgerinnen und Bürgern, online ebenso wie vor Ort auf Wochenmärkten.

„Als Ergebnis dieses Prozesses haben wir sechs Handlungsfelder, 32 Herausforderungen, sechs Visionen und 21 strategische Ziele formuliert, die uns als strategische Leitplanken in der Umsetzungsphase begleiten“, weiß Tillmanns zu berichten. Auch 70 Projekteideen sind entstanden, von denen 45 Maßnahmen in das Portfolio aufgenommen werden konnten. Zur ersten Projektphase gehörte aber auch, dass zeitgleich zur Strategieentwicklung bereits erste grundlegende Projekte initiiert wurden. Prototypisch wurden so zum Beispiel bereits Sensoriknetze aufgebaut, eine urbane Datenplattform entwickelt und getestet und erste Schritte für einen Digitalen Zwilling in Stadtmitte und Westend gegangen. „Das alles sind wertvolle Erfahrungen, die uns helfen, die anstehende Umsetzungsphase besser zu planen und zu meistern“, so Tillmanns.

Für die Umsetzungsphase ist unter anderem geplant, den „Digitalen Zwilling“ vom Westend auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten. Dabei handelt es sich um ein exaktes, virtuell begehbares 3D-Abbild des Stadtraums, in dem punktgenau wichtige Informationen und Sensordaten echtzeitbasiert verortet werden können. Dies ermöglicht insbesondere detailgetreue IST-Analysen und Simulationen für anstehende städtische Maßnahmen. Auch die Daten, die im Rahmen anderer Projekte erhoben werden, können hier eingebracht werden. So lässt sich etwa kartenbasiert analysieren, wie die Verkehrsflüsse innerhalb der Stadt oder Bewegungsströme in Parks verlaufen. Aber auch städtebauliche Planungen lassen sich virtuell darstellen und die dazugehörigen Anregungen aus Bürgerbeteiligungsverfahren hinterlegen. Nicht zuletzt soll die Bürgerbeteiligung selbst im Rahmen des Modellprojekts smarter werden. Zum einen wird es eine neue Online-Beteiligungsplattform geben, zum anderen ist ein dauerhaftes Befragungs-Panel geplant, das die Meinung aller Mönchengladbacher*innen möglichst repräsentativ abbilden soll.

Die smarte City beflügelt auch Klima- und Umweltschutz 

Für Frank Kindervatter, Vorstandsvorsitzender der NEW AG, spielt die Smart City bei der Entwicklung und Umsetzung umweltfreundlicher Energie- und Mobilitätskonzepte eine entscheidende Rolle. „Die Digitalisierung ist ein Motor, um innovative Lösungen zu entwickeln, von kundenzentrierten Verkehrsangeboten bis hin zur Steigerung der Energieeffizienz in öffentlichen und privaten Gebäuden“, sagt Kindervatter. Die NEW AG wird im Rahmen der nun startenden Umsetzungsphase zum Beispiel ein „Ride Sharing“ realisieren. Bei dieser Maßnahme soll ein Algorithmus, der die Fahrziele unterschiedlicher Personen sammelt, automatisiert Fahrgemeinschaften ermitteln und organisieren. Ein weiteres Projekt der NEW AG wird die Mobility-As-a-Service-Plattform sein. Dabei handelt es sich um eine zentrale Plattform aller Mobilitätsanbieter in der Stadt, etwa Zug- und Busverbindungen, E-Bikes und E-Roller, Carsharing-Angebote, aber auch Parkplätze und Ladesäulen. Auch die NEW möchte im Rahmen des Smart-City-Projektes mithilfe von Daten lernen und verstehen. „Brauchen wir in Zukunft noch feste Bushaltestellen? Können wir besser Kleinbusse auf Abruf anbieten,  sofern es nicht ausgelastete Buslinien gibt?“. Fragen wie diese möchte Kindervatter im Rahmen des Projektes näher erörtern und mit zwei On-Demand-Bussen im Rheindahlener Land demnächst auch schon konkrete Erfahrungen zu bedarfsorientiertem ÖPNV sammeln. 

Der Vorstandsvorsitzende der „Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe“ (mags), Hans-Jürgen Schnaß, sieht die Smart-City-Strategie als einen Hebel für klimaresiliente Grünflächen: „Der Klimawandel erfordert smarte Lösungen, um die Resilienz des Stadtgrüns zu fördern.“ Die mags wird im Rahmen der Smart City beispielsweise gemeinsam mit der Stadt den Bunten Garten und den Stadtwald Rheydt als Reallabore nutzen, sogenannte „Smart-im-Park-Labore“. Hier sollen unterschiedliche Anwendungsfälle erprobt werden, etwa ein digitales und automatisiertes Bewässerungssystem für Bäume, digitale Anwendungen für Besucher*innen im Rahmen der Umweltbildung oder eine anonymisierte Analyse von Besucherverhalten für eine optimierte Parkgestaltung. „Wir haben bereits erste erfolgreiche Anwendungsfälle, wo wir mithilfe von Sensoren den Wasserstand in Baumbeeten messen. Ob es am Ende Sensoren sind oder die Analyse von Luftbildern ist aber zweitrangig. Wichtig ist, dass wir smarte Lösungen für eine gezielte Bewässerung hinbekommen, gerade im Hinblick auf die Klimaveränderungen“, so Schnaß. Für ihn geht der Auftrag seines Betriebs im Rahmen der Smart City aber noch darüber hinaus: „Intelligentes Stadtgrün bedeutet auch, die Mönchengladbacher*innen für Umweltthemen zu begeistern, indem innovative Verfahren zum Einsatz kommen.“ Auch der „Modellversuch: Kinderwissenschaftler*innen“ zählt deshalb zu den Maßnahmen. Dabei sollen in Modell-KiTas pädagogische Konzepte der Umweltbildung anhand von Sensoren und Datenvisualisierungen erprobt werden. So könnten die Kinderwissenschaftler*innen etwa Wetterdaten sammeln oder „smarte Beete“ anlegen. 

Der Förderwettbewerb „Modellprojekte Smart Cities“

Im Rahmen des Förderwettbewerbes „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) wird die Stadt Mönchengladbach seit Januar 2021 gefördert. Die Modellkommunen entwickeln und erproben sektorenübergreifende digitale Strategien und Lösungen für das Stadtleben der Zukunft. Mönchengladbach erhält eine Förderung in Höhe von rund 15 Millionen Euro, die sich über maximal sieben Jahre erstreckt. Die Stadt und die NEW AG erbringen zusätzlich 1,7 Millionen Euro an Eigenmitten. In der zeitnah endenden ersten Phase A des Förderprojektes wurde die Entwicklung einer integrierten Smart-City-Strategie und erste grundlegende Maßnahmen finanziert. In der zweiten Phase B werden die innerhalb der Strategie definierten Maßnahmen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Strategie bis 2027 gefördert.

Regelmäßige Einblicke in die Projekte und das Strategiepapier zum Download gibt es unter www.smartcity.mg

Quelle: Pressestelle Stadt Mönchengladbach